Alles eine Frage der Perspektive...
Als ich mir gestern meine Foto-Mediathek auf dem Smartphone anschaute, musste ich schmunzeln: Meine dreijährige Tochter machte mit meinem Handy von ihrem Kinderzimmer viele Bilder, die meisten unscharf und verwackelt, aber auch ein paar richtig "Schicke" waren dabei. Unter anderem hat sie elegant ihren Fuß fotografiert (Mama wird schimpfen, wenn sie sieht, dass ich die Socken nicht richtig hoch gezogen habe).
Während ich schmunzelnd die von ihr gemachten Fotos anschaute, wurde mit schlagartig noch einmal bewusst, wie sehr sich ihre Perspektive von meiner Perspektive unterscheidet - und zwar in mehrfacher Hinsicht. Sie sieht die Welt "mit anderen Augen" als ich. Durch ihre Körperhöhe etwa wirkt ihr Kinderzimmer viel größer als ich es jeden Tag wahrnehme. Wenn sie unterwegs bei einem laut vorbeidröhnendem Motorrad zusammenzuckt und sich die Ohren zuhält, neige ich dazu, zu sagen "Ist doch nur n Motorrad..." Für sie ist das aber eine laute Maschine, die weit größer und schwerer ist als sie selbst.
Mit der "anderen Perspektive" meine ich aber noch, dass sie ihre ganz eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Ansichten über die Welt, über Richtig und Falsch, Gut und Böse hat. Für mich ist es nicht nur wichtig, als Vorbild so viel mitzugeben, wie ich kann, sondern auch immer wieder zu fragen, wie sie dieses oder jenes sieht, beurteilt und meint. Auch wenn ich mich niemals vollkommen in sie hineinversetzen werde können und begreifen kann, was und wie sie denkt und fühlt, bin ich doch Tag für Tag fasziniert, ihr zuzusehen und zuzuhören und mich in ihre Perspektive hineinzudenken und hineinzufühlen.
Kommentar schreiben